Die Wüste wächst: weh dem,

 der Wüsten birgt!“ 

Friedrich  Nietzsche 

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 éñá

Als Gilgamesch den Tod seines Freundes Enkidu erlebte, begegnete er zum ersten Mal dem Nichts. Er schaute ihm ins Gesicht und fiel in den Abgrund des Seins; einen Abgrund, in dem der Mensch zum Freisein verurteilt war. Mit einem Schlag wurde ihm bewusst, dass er in die Weltkontingenz  hineingeworfen worden war. Denn zum ersten Mal verstand der Mensch, dass er ohne Götter leben muss. Er verlor die Angst vor den Göttern. Das bedeutete Freiheit, was so viel heißt wie Tragik des Lebens. Aber auch: Genießen des Augenblicks, Freude am Dasein, an der Tätigkeit des Körperlichen wie des Geistigen. 

Das ist vielleicht die älteste Geschichte der menschlichen Zivilisation, die in der Faktizität des Daseins den an Selbstbewusstsein gewinnenden  Menschen beschreibt. Ihrem  Grundgedanken liegt eine Philosophie der Ichwerdung zugrunde, welche der im Europa des 19. und 20. Jahrhunderts entwickelten Existenzphilosophie besonders nahe steht.  Die Philosophie des Gilgamesch-Epos hat keine Religion hervorgebracht, die an einem Ewigkeitsgedanken oder einem anderen Dogma festhielt;  sie hat der Faktizität der Endlichkeit in die Augen geschaut. Ihre Aktualität ist unbestreitbar; sie hat eine überzeitliche Bedeutung.  Alle menschliche Tätigkeit schöpft aus dieser Quelle: Der Menschwerdungsgedanke bzw. das Bewusstsein der Ichwerdung war der Beginn des Denkens und ist der Prozess allen Werdens. Diese Philosophie umfasst  Alles und Nichts, sie ist das Ergebnis von Gestern und Heute. Nietzsches Gedanke von der ewigen Wiederkunft des Gleichen lässt sich aus dieser Perspektive leicht erklären. 

An der Verwirklichung der beiden Grundelemente des Menschen, der Tragik und des Genusses scheiterte der Mensch. Die Götter langweilten sich, darum schufen sie die Menschen, stellt Kierkegaard sehr gelangweilt  fest. Es ist anzunehmen, dass die Menschen sich ebenfalls langweilten, weshalb sie die Götter schufen. 

Das Projekt Max Stirner ist ein Tropfen auf diese Geschichte des Seins. Es ist aber auch ein Ausgangspunkt, um zu werden. Ein Mittelpunkt, um zu wachsen und um zu vergehen.

Ein Umherwandern in der Welt der Gedanken verbindet die Tragik und den Genuss des Lebens miteinander, ohne in die Welt der toten Gedanken hineinzufallen. Das will heißen: Die Philosophie ist ein Niemandsland, denkt Bertrand Russel.  Das Leben ist ein Niemandsland. So gesehen ist die Philosophie tatsächlich weder ein Dogma noch eine exakte Wissenschaft. Sie ist ein Abenteuer, in dem die Gedanken zu tanzen beginnen. Aus dieser Perspektive untersucht das Projekt Max Stirner die Philosophie Stirners mit einer Haltung, die auf diesem Niemandsland skeptisches Denken zu schätzen weiß.

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 H. Ibrahim Türkdogan 


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