Sabine Scholz

Auf der Straße schaue ich mich um nach Sex...

(15.02.2006)

 

Eines der interessantesten Bücher der letzten Jahre über Max Stirner ist mit Sicherheit „Der Einzige und das Nichts“ von H. Ibrahim Türkdogan. Er hat es seiner Tochter Ece gewidmet. Ibrahim Türkdogan steht für eine kreative und intuitive Stirnerinterpretation: „Im Gegensatz zu Sartre ist Stirner ein großer Lacher mit gelassener Heiterkeit.“   Auch Türkdogans Magisterarbeit ist Stirner gewidmet. Leider sah er sich im Jahr 2003 gezwungen als Vorsitzender der Stirner-Gesellschaft zurückzutreten, was der Gesellschaft nicht gut bekommen ist. In seinem Aufsatz „Kurze kritische Eindrücke aus dem Tal der Hummel“(Der Einzige, August 2002) motiviert Türkdogan auch seinen Austritt aus der Stirner-Gesellschaft: Das Ganze sei ihm zu „seminarhaft“ und stehe in einer „gedanken- und gefühlsfeindlichen Tradition“, ganz so als würde sich langweilen und den Mund halten stirnerianisches Verhalten darstellen. Da kann ich ihm nur Recht geben. Die Stirner-Gesellschaft befindet sich in Agonie, was gerade heute besonders traurig ist, da das Stirner-Jahr 2006 doch eigentlich inspirierend wirken sollte. Seit Langem lassen sich  keine neuen Mitglieder finden, und Stirner hat es nun wirklich nicht verdient, dass ihn keiner mehr liest. Über Stirner sollte man in Trunkenheit diskutieren, eher liegend als stehend, vorzugsweise im Freien. Eine Dressur zu“ richtigem“ Denken und Schreiben über Stirner sollte in unseren Reihen wirklich keinen Raum haben. Warum finden im Stirner-Jahr keine Stirner-Partys oder Stirner-Orgien statt, wo alle zwanglos herumphilosophieren dürfen und sich in einer Pause vom Alltag stirnerianischen Kontakten und Begegnungen widmen können? Wie wäre es, wenn wir ein Stirnerpostfach einrichten, wohin sich jeder mit seinen Gedanken wenden kann und prompt auch ganz im Stile Stirners Antwort bekommt,  und einen Wettbewerb ausschreiben „Lieber Max Stirner“ und die schönsten Briefe bzw. Essays prämieren? Dabei sollte es sich um einen atypischen Preis handeln, der nicht durch eine offizielle Jury und durch Befolgung von strengen Teilnahmebedingungen verliehen wird, sondern von „Stirners Sekretären“. Türkdogan schreibt: „Stirner, der sich selbst als seine Gattung betrachtet, hat sicherlich das Gefühl des Ekels auch gekannt, aber er hat ihn überwunden, indem er seinen Genuss wiedergefunden hat.“ Das sollten wir auch tun und uns dem wirklichen, unlogischen Erleben widmen, uns von unseren Defiziten und Verkalkungen lösen und in der Lust des Leibes und der Seele hausen.

 

 

Quelle: http://www.geocities.com/marieundmax/textforum/stirner_blog.htm

 

éñá 

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